Die Digitalisierung ist für Banken auch im Jahr 2020 weiterhin ein zentrales Thema. Nicht selten muss im Rahmen der Digitalisierung die gesamte IT-Infrastruktur modernisiert werden, wodurch schnell Investitionen in Millionenhöhe entstehen können.

Die Kunden erwarten schon heute schlanke, schnelle und onlinegestützte Prozesse, welche eine taggleiche Kreditentscheidung ermöglichen. Es bleibt also wenig Zeit, um aufwändige Umstrukturierungsprojekte durchzuführen.

Ein alternativer Ansatz zur Verschlankung, Digitalisierung und Optimierung besteht daher auch in der Auslagerung von Prozessen oder Teilprozessen und dem Einsatz bereits etablierter Softwarelösungen. So können:

  • langwierige interne Prozessoptimierungen vermieden
  • und Prozessrisiken mitigiert werden.

Welche Teile des Kreditprozesses lassen sich outsourcen?

Betrachten wir den gesamten Lebenszyklus eines Kredits mit den Prozessabschnitten

  • Vertrieb/Antragsvorbereitung
  • Kreditentscheidung
  • Abrechnung/Auszahlung
  • Bestandsverwaltung
  • Workout (Kreditabwicklung)

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass viele Banken bisher primär den Bereich Workout auslagern, dabei finden sich darüber hinaus auch in den anderen genannten Bereichen enorme Auslagerungspotentiale:

Vertrieb/Antragsvorbereitung
Der Kreditantragsprozess kann vollständig in eine digitale Kreditantragstrecke umgewandelt werden, inklusive der Kundenlegitimation. Die gewonnenen Informationen werden beispielsweise durch die Software und Dienstleister entsprechend zusammen-gefasst und aufbereitet, so dass eine schnelle und sichere Kreditentscheidung durchgeführt werden kann.

Abrechnung/Auszahlung
Die vorliegenden Informationen (Informationen aus der Kreditantragsstrecke/ Kundendaten, Kreditentscheidung) werden archiviert und eine digitale Kundenakte erstellt. Die Akten bereits aktiver Kunden werden vom Dienstleister vollständig digitalisiert und gehen somit in die digitale Bestandsverwaltung über.

Bestandsverwaltung
Der Dienstleister übernimmt die telefonische und schriftliche Betreuung der Kunden, beispielsweise Anfragen zu Saldenbescheinigungen oder dem Mitteilen der Ablösesumme.

Welche Anbieter für Dienstleistungen im Kreditoutsourcing gibt es?

Es gibt mehrere Anbieter mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Unterscheiden können wir hier zwischen klassischen Kreditdienstleistern und den Anbietern von White-Label-Banking.

Dienstleister Kreditservice
Dienstleister für den Kreditservice übernehmen die Kreditbearbeitung und Ausführung weiterer Back-Office-Prozesse. Das Kreditrisiko verbleibt dabei in der Bilanz des Auftragsgebers.

Das Angebot der Dienstleister ist unterschiedlich und reicht von der Übernahme der operativen Tätigkeiten bei Antragserstellung und Auszahlung über die Kundenbestandsverwaltung hin bis zur Betreuung und Bearbeitung von notleidenden Verträgen. Häufig haben sich die Dienstleister auf Abschnitte im Prozess spezialisiert und bieten entweder Unterstützung bei Antragsbearbeitung, Auszahlung und Kundenbestandsverwaltung an oder sind Profis im Bereich Mahnwesen, Inkasso und Forderungskauf.

Teilweise bestehen auch Kooperationen zwischen Kredit-Dienstleistern mit IT-Dienstleistern, welche spezialisierte Lösungen im Finanzdienstleistungsbereich entwickeln. Neben dem Outsourcing der operativen Tätigkeiten können somit auch bereits entwickelte Software-Lösungen genutzt oder auf diesen aufgesetzt werden, zum Beispiel bei der Integration einer automatisierten Kreditantragsstrecke.

White-Label Banking
White-Label Banking wird grundsätzlich genutzt, wenn für die Abwicklung von Geschäften eine Vollbanklizenz benötigt wird und zum Beispiel ein Startup/FinTech diese nicht besitzt. Es werden Infrastruktur und Leistungen von einem Partner mit Banklizenz für einen Dritten zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig stellt die White-Label Bank dabei die Einhaltung sämtlicher regulatorischer Vorschriften sicher. So kann das Startup Finanzdienstleistungen anbieten und als eigenständiges Unternehmen mit vollständigem Leistungsangebot agieren.

Auch klassische Banken können dieses Modell für sich nutzen und Kredite nicht mehr selbst vergeben, sondern die Kunden an die White-Label Bank vermitteln. Neben dem „echten“ White-Label Banking gibt es inzwischen auch Whitelabel-Banken und FinTechs welche Teile Ihrer Prozessstrecke als SaaS-Lösung (Software as a Service) den Banken anbieten.

Eine Bank muss sich also auch die strategische Frage stellen, ob sie weiterhin eigene Kredite vergeben möchte und die Kredite im eigenen Kreditbuch geführt werden oder nur noch als Makler und Kreditvermittler auftreten will.

Welche Herausforderungen gilt es zu berücksichtigen?
Bei allen Varianten besteht der Vorteil darin, dass man auf erfahrene Dienstleister und bereits bestehende, etablierte Prozesse zurückgreifen kann und das sprichwörtliche Rad nicht neu erfinden muss.

Dennoch sind immer auch Anpassungen an der bestehenden IT-Architektur notwendig, um die Software-Lösungen anzupassen, anzubinden oder zu integrieren, während regulatorische Vorgaben berücksichtigt, Verträge gestaltet und SLAs abgesprochen werden müssen. Zusätzlich ist die Einführung eines Auslagerungsmanagement zur Steuerung der Dienstleister ein kritischer Erfolgsfaktor.

RS GROUP und die UNION Mittelstandsberatung helfen Ihnen die passende und maßgeschneiderte strategische Lösung im „Dschungel“ der heutigen Möglichkeiten zu finden. Und darüber hinaus sind wir Ihr Partner für den gesamten Lebenszyklus von der Entscheidung bis zur vollständig Umsetzung in allen prozessualen, technischen, vertragsrechtlichen und inhaltlichen Belangen.

Autor:
Kai Rommel